Irgendwann kippte die Stimmung. „Arschloch“, dieses Wort fiel in einer Sitzung des Personalrats, gemeint war ein Professor. Der Vertreter der Personalabteilung zeigte sich empört, die Personalrats-Vorsitzende musste eingreifen, um die Wogen zu glätten.
Lange her. Mittlerweile verfügt die Personalabteilung über eine neue Leitung, der Personalratskollege mit der rüden Ausdrucksweise gehört dem Gremium nicht mehr an. Auch sonst hat sich die Interessenvertretung der Unibeschäftigten ziemlich gewandelt. Seit der jüngsten Wahl im Frühjahr 2021 gab es zahlreiche personelle Veränderungen. Altgediente Mitglieder schieden aus, neue Leute rückten nach.
Bei dem vorerst letzten Urnengang verzeichneten die Gewerkschaften einen schönen Erfolg: Ihre Liste für die Beschäftigtengruppe aus Forschung und Lehre gewann einen Sitz hinzu. Kurz darauf gingen die beiden Listenführer in Ruhestand: Günter Schlichthörl von ver.di und Thomas Werther von der GEW hatten viele Jahre lang die Interessen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vertreten.
Doch ihre Nachfolger Spaska Forteva, Mathis Heinrich und Joachim Klein stehen nicht allein, sondern stießen zu einem Team mit viel Erfahrung. So hat die ver.di-Gewerkschafterin Marianne Tittel seit langem den Vorsitz des Personalrats inne. Auch andere Kolleginnen und Kollegen sind schon geraume Zeit dabei, unter anderem Binja Homann, Jutta Stanzel und Bernd Tautermann, die allesamt für den Personalrat freigestellt sind, zumindest teilweise.
Sie teilen sich ihre Büros mit den Neulingen. Endlich trifft man sich persönlich! „Jeder bringt seinen eigenen Blickwinkel ein, aus ganz verschiedenen Bereichen der Uni – davon profitiert unsere Arbeit“, berichtet Marianne Tittel. Da hilft es, wenn man in Sitzungspausen von Angesicht zu Angesicht miteinander reden kann. Während der Pandemie fand die Arbeit online statt, auch bei den wöchentlichen Sitzungen waren die Kolleginnen und Kollegen nur auf dem Bildschirm zu erleben. Im Herbst führte der Personalrat dann endlich die lang ersehnte Klausur in Präsenz durch, in der auch Themen jenseits des Alltagsgeschäfts zur Sprache kamen.
Keine Frage: Die neuen technischen Möglichkeiten haben die Arbeit auch bereichert, manches wird daher weiter bestehen bleiben. Online-Treffen gestatten eine Teilnahme ohne großen Aufwand, Dokumente sind elektronisch zugänglich. Der Personalrat ist während der Pandemie ja nicht untätig gewesen. So schloss er mit der Betriebsleitung eine Dienstvereinbarung zum Mobilen Arbeiten, damit die Beschäftigten die Flexibilität der Heimarbeit weiter nutzen können, die viele während der Lockdowns zu schätzen lernten.
Viele Verbesserungen für die Beschäftigten lassen sich auf betrieblicher Ebene erreichen; mit der Dienstvereinbarung zu Mobilem Arbeiten lieferte die Uni Marburg sogar ein Modell, an dem sich andere Hochschulen ausrichten. Aber andere Fortschritte erfordern politisches Engagement auf Landes- oder Bundesebene – eine Aufgabe, die nur die Gewerkschaftsmitglieder im Personalrat leisten können, weil sie sich überbetrieblich organisieren. So ist es regelmäßig bei der Aushandlung der Tarifverträge, so war es bei den jüngsten Konsultationen zum hessischen Hochschulgesetz und zum „Kodex für gute Arbeit“, so verspricht es bei der Neufassung des hessischen Personalvertretungsgesetzes zu werden, und so wird es sein, wenn es darum geht, wie das jüngste Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur automatisierten Zeiterfassung umzusetzen ist.
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