Senatswahlen 2024

Wahlprogramm der Liste „Promovierende und GEW/ver.di“

Liebe Kolleg:innen,

vom 12. bis zum 26. Juni 2024 finden die Wahlen zum Senat der Philipps-Universität statt. Nutzt diese Gelegenheit, um Eure Anliegen als Promovierende und wissenschaftliche Mitarbeiter:innen auf die Agenda zu setzen! Wir wollen Eure Themen in den kommenden Jahren gerne weiterhin für Euch vertreten.

Wir sind die einzige Liste, die für die Statusgruppe der Wissenschaftlichen Mitglieder mit befristet beschäftigten Kolleg:innen zur Wahl antritt und sich zum Ziel gesetzt hat, die Interessen dieser Gruppe im Senat stark zu machen. Unser Listenvorschlag setzt sich zudem aus Kolleg:innen unterschiedlicher Fachbereiche zusammen, sodass eine breite Repräsentation verschiedener Disziplinen gegeben ist. Daneben zeichnet uns aus, dass wir geschlechtsparitätisch aufgestellt und internationale Uni-Angehörige auf unserer Liste vertreten sind.

Das Hauptaugenmerk unserer Liste „Promovierende und GEW/ver.di“ liegt auf der Arbeit im Senat und in dessen Ausschüssen. In diesen Gremien wollen wir vor allem die Interessenvertretung von Promovierenden verbessern und prekäre Arbeitsverhältnisse Wissenschaftlicher Mitglieder reduzieren!

Konkret setzen wir uns für folgende Themen ein:

Anteil unbefristet Beschäftigter erhöhen, Verlängerungsmöglichkeiten fair gestalten!

In der Tarifrunde Hessen 2024 haben wir uns aktiv und erfolgreich für mehr Dauerstellen eingesetzt. Das Problem prekärer Beschäftigungsverhältnisse an der Universität steht auf der politischen Agenda. Gleichzeitig leistet die Novelle des WissZeitVG aus Marburger Perspektive (Befristungsleitlinie) keine Verbesserung wesentlicher Probleme des Karrierewegs Wissenschaft. Wie das kritische 4+2-Modell in der PostDoc-Phase umgesetzt und in Entfristungszusagen übersetzt werden kann, ist offen. Außerdem bestehen weiterhin kurze Vertragslaufzeiten, die der Dauer einer Promotion kaum gerecht werden (durchschnittlich 5,7 Jahre ohne Medizin/Gesundheitswissenschaften). Die Umsetzung der gesetzlichen und politischen Vorgaben vor Ort wollen wir aktiv mitgestalten. Damit ist es aber nicht getan: Es braucht nach wie vor mehr – und planbare! – Karrierewege neben der Professur. Deshalb wollen wir weiter daran arbeiten, Beschäftigung in der Wissenschaft attraktiver und sicherer zu gestalten. Wir setzen uns für mehr Dauerstellen in Forschung und Lehre und für automatische Verlängerungen (Erziehungs- und Pflegeaufgaben) ein. Dazu wollen wir mit anderen hessischen Hochschulen in Austausch treten, um über alternative Personalmodelle sowie Department-Strukturen zu diskutieren und konkrete Modelle für bessere Beschäftigungsbedingungen zu entwickeln. Wichtig ist uns auch, der großen Beschäftigungsgruppe von Wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen in Qualifikationsphasen die Mitarbeit in Gremien zu ermöglichen. Die Vertretung eigener Interessen darf nicht strukturell erschwert werden! Deshalb wollen wir auf eine Einführung zeitlicher Kompensationsmodelle hinarbeiten.

Abhängigkeitsverhältnisse in der Promotionsphase entschärfen!

Nicht nur die Betreuung und Bewertung der Dissertation liegen in einer Hand, sondern ggf. auch das Arbeitsverhältnis des bzw. der Promovierenden. Wir setzen uns dafür ein, dieses dichte Abhängigkeitsverhältnis zu entzerren – durch Einrichtung externer Begutachtungsstrukturen, die einen unabhängigen Blick auf Promotionsvorhaben ermöglichen, aber auch durch die Diskussion alternativer Personalmodelle und Department-Strukturen. Um erfolgreiche Promotionen in einem angemessenen zeitlichen Rahmen zu ermöglichen, müssen die Abhängigkeitsstrukturen und Aufgabenprofile an der Universität kritisch hinterfragt und Beschäftigungs- sowie Betreuungs- und Begutachtungsverhältnisse neu durchdacht werden. Dafür setzen wir uns ein.

Alle Promovierenden einer einheitlichen Statusgruppe zuordnen!

Zusammen mit der Promovierendenvertretung haben wir in der letzten Amtsperiode begonnen, an der Vereinheitlichung der Statusgruppenzuordnung für Promovierende zu arbeiten. Dafür wurde innerhalb der Promovierendenvertretung eine AG mit dem Namen “AG Statusgruppe” gegründet und der Kontakt mit anderen Universitäten sowie Promovierendenvertretungen gesucht, um sich über deren erfolgreiche Umsetzung auszutauschen. Dieser Prozess soll fortgesetzt werden, um auch an der Universität Marburg dieses Ziel zu erreichen und damit die demokratische Vertretung in den Gremien für alle Promovierenden einheitlich zu ermöglichen. Bis dahin wollen wir als Senatsliste weiterhin allen Promovierenden die Möglichkeit bieten, sich schon jetzt an unserer Senatsarbeit zu beteiligen.

Partizipationsmöglichkeiten für internationale Uni-Angehörige schaffen! Sprachbarrieren reduzieren!

Die wichtigen Gremien der Philipps-Universität arbeiten nur auf Deutsch. Internationale Studierende und Wissenschaftler:innen, die nicht Deutsch sprechen, haben derzeit keine Möglichkeit, sich in die Universitätspolitik einzubringen. Das muss sich ändern! Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass alle wichtigen Informationen (Homepage, Leitfäden und andere Dokumente) mindestens in englischer Übersetzung angeboten werden.

Strukturiertes Onboarding neuer Mitarbeiter:innen!

Das Onboarding neuer Mitarbeiter:innen erfolgt nach Erfahrungsberichten in den einzelnen Arbeitseinheiten der Universität auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Von systematischer Einführung in die Strukturen der Universität und das eigene Arbeitsumfeld bis nahezu völlig sich selbst überlassenen neuen Kolleg:innen ist alles dabei. Wir setzen uns dafür ein, Standards für das Onboarding einzuführen, um neuen Kolleg:innen den Einstieg zu erleichtern und sie schnell zu integrieren. Dazu muss auch eine Einarbeitung in die Hochschullehre gehören. Gute Einarbeitung schafft Willkommenskultur und kann zur stärkeren Identifikation mit der Universität beitragen. 

Lehre ernst nehmen!

Wir unterstützen die Förderung von Engagement in der (digitalen) Lehre und setzen uns für bessere Betreuungsschlüssel in den Seminaren ein. Teamwork soll gefördert und Reflexionsräume über Lehre sollen in der universitären Selbstverantwortung fest verankert werden. Lehranfänger:innen sollen besser unterstützt werden, z. B. durch die Erstellung eines Leitfadens für unterschiedliche Lehrszenarien, durch Workshops, die in der Planungsphase der Lehrveranstaltung Ende September/Anfang Oktober extra für sie angeboten werden, sowie durch ein Coaching, das auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist und ihre erste Lehrveranstaltung begleitet. Der Besuch von Hochschuldidaktik-Kursen muss als Arbeitszeit anerkannt werden und soll von den Betreuer:innen zudem ideell unterstützt werden. Qualitativ hochwertige Lehre braucht Zeit – und die muss eingeplant werden!

Hochschule wirklich familienfreundlich machen!

Eine wissenschaftliche Karriere und Familienarbeit zu verbinden, stellt auch heute noch eine große Herausforderung dar. Unterstützungsstrukturen und arbeitsvertragliche Rahmenbedingungen passen aus unserer Erfahrung noch nicht zu den aktuellen Lebensrealitäten von Beschäftigten mit Kindern oder Beschäftigten, die Angehörige pflegen. Wir setzen uns für eine kontinuierliche Verbesserung der Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriereplanung und Familienarbeit ein und prüfen bei jeglichen Satzungen und Ordnungen, welche Auswirkungen diese auf Fragen der Vereinbarkeit haben. Um dies zu erreichen, wollen wir uns unter anderem dafür einsetzen, dass sich die Vertragslaufzeit bei Betreuung eines oder mehrerer Kinder unter 18 Jahren automatisch um 2 Jahre pro Kind verlängert (vgl. WissZeitVG § 2 Abs. 1).

Verkehrswende fördern, Fahrradmobilität stärken!

Die Situation für Radfahrer:innen an der Philipps-Universität, besonders auf den Lahnbergen, ist miserabel. Zu wenige oder veraltete Abstellmöglichkeiten, nicht vorhandene Umkleideräume mit Waschmöglichkeit und die Abschaffung des Fahrradbusses machen das Pendeln mit dem Rad für viele Kolleg:innen auf die Lahnberge unattraktiv. Wir setzen uns deshalb für den Ausbau der Fahrradmobilität an der Universität ein und fordern eine bessere Infrastruktur für radfahrende Kolleg:innen und Studierende! Hierzu zählen moderne und ausreichend viele Abstellmöglichkeiten vor allen universitären Gebäuden, ein sicheres Radwege-Netz durch die Stadt und auf die Lahnberge, Wasch- und Umkleidemöglichkeiten am Arbeitsplatz, eine Wiedereinführung des Fahrrad-Busses und eine unkomplizierte finanzielle Förderung beim Erwerb von dienstlich genutzten Rädern. 

Digitale Infrastruktur weiterentwickeln!

Digitale Lehrangebote müssen weiterentwickelt werden und Präsenzveranstaltungen sinnvoll ergänzen und erweitern – auch im internationalen Austausch. Gerade für Dozierende und Studierende mit CARE-Verpflichtungen und Studierende, die neben dem Studium viel arbeiten müssen, bieten digitale Formate viel Flexibilität. Dafür muss die Universität ihre Infrastruktur konsequent weiter ausbauen. Es bedarf geeigneter Räume mit Konferenzsystemen, digitaler Plattformen für kollaborative Arbeiten, Fortbildungsangebote für Mitarbeiter:innen sowie eine angemessene Anerkennung der digitalen Lehrleistungen und -aufwände. Daneben müssen dringend gängige Verwaltungsprozesse, die aktuell unnötig viel Zeit erfordern (wie die Beantragung von Urlaub oder Dienstreisen) flächendeckend digital umgesetzt werden.

Kommunikation in der Hochschule transparenter machen!

Die Arbeit des Senats und der verschiedenen anderen Gremien sind wichtig für die Entwicklung der Philipps-Universität, für die Arbeitsverhältnisse sowie die Rahmenbedingungen von Forschung und Lehre. Aus unserer Sicht mangelt es aber am Austausch zwischen den Vertreter:innen in diesen Gremien und den Beschäftigten in den Fachbereichen und Einrichtungen. Wir setzen uns im Senat für eine transparente und offene Hochschulpolitik ein und möchten mit diesem Beispiel vorangehen. Deshalb laden wir alle Beschäftigten herzlich ein, sich über unsere Arbeit im Senat zu informieren sowie über die anstehenden Punkte zu diskutieren und eigene Ideen einzubringen.

Listenvorschlag Promovierende und GEW/ ver.di für die Wissenschaftlichen Mitglieder:

  1. Lea Reiff (FB 09, befristet)
  2. Daniel Moosdorf (FB 03, befristet)
  3. Henrike Arnold (FB 10, befristet)
  4. Mustafa Zeyd Söyük (FB 04, befristet)
  5. Hanna Völker (FB 09, befristet)
  6. Stefan Schulte (MCDCI, unbefristet)
  7. Dr. Kerstin Bach (FB 19, unbefristet)
  8. Jurek Loho (FB 20, befristet)
  9. Dr. Michaela Meurer (FB 03, befristet)
  10. Janis Evers (FB 20, befristet)
  11. Friederike Altmann (FB 09, befristet)
  12. Dr. Philipp Naucke (FB 03, befristet)
  13. Dr. Dorothee Beck (FB 03, befristet)
  14. Felix Ruppert (FB 03, befristet)
  15. Nils Alexander Strecker (FB 03, befristet)